Am 26. Februar 2015 waren wir zu Gast bei der Abendveranstaltung von Rotary Esslingen Neckarland im Haus der Geschichte (Stuttgart). Die Ausstellung hat den Titel „Fastnacht der Hölle – Der Erste Weltkrieg und die Sinne“.
„Der Erste Weltkrieg sprengte alle Maßstäbe der Wahrnehmung: Mit infernalischem Lärm von Explosionen und Geschützfeuer an der Front. Mit Kampfgas, das in Mund und Nase kroch. Mit Gerüchen von Verwesung und Exkrementen in den Schützengräben. Mit unermesslichem körperlichen und seelischen Leid. Mit Hungersnöten in der Heimat. Aber auch mit neuen technischen Möglichkeiten wie der Luftaufklärung oder der massenhaften Verbreitung der Fotografie. Propaganda manipulierte zudem die Wahrnehmung durch Auge und Ohr. „Fastnacht der Hölle“ führt den Ersten Weltkrieg vor Augen, bringt den Krieg zu Ohren, macht ihn fühlbar, veranschaulicht seinen Geschmack und Geruch. An fünf Sinnesstationen können die Besucher Eindrücke nachempfinden – etwa den Geschmack von Militärzwieback oder den Gestank im Schützengraben. Mit sprechenden Zitaten, Originaltönen, ungewöhnlichen Objekten, Filmausschnitten und noch nie gezeigten Fotos widmen sich drei Großvitrinen den drei Hauptschauplätzen des Krieges: Front, Etappe und Heimat. Sie zeigen Objekte, die berühren und erschüttern: Einen aus dem Körper eines sterbenden deutschen Soldaten heraus operierten Granatsplitter, den seine Frau später als Anhänger um den Hals trug. Einen Flakon aus einem Schützengraben, mit dessen Eau de Cologne ein Frontkämpfer den quälenden Geruch seiner ungewaschenen lebenden und der verwesenden toten Kameraden zu übertünchen versuchte. Den Transformator aus einer psychiatrischen Klinik, in der traumatisierte Soldaten mit Elektroschocks behandelt wurden.“
Durch die historische Projektionstechnik „Pepper’s Ghost“ scheinen Aussagen von Zeitgenossen neben den Ausstellungsstücken zu schweben.
„UM 10 UHR BERUHIGTE SICH DIESE FASTNACHT DER HÖLLE ALLMÄHLICH UND GING IN EIN RUHIGES TROMMELFEUER ÜBER, IN DEM MAN ALLERDINGS DEN EINZELNEN ABSCHUSS AUCH NOCH NICHT WAHRNEHMEN KONNTE.“ Ernst Jünger, 1916
26. Februar 2015
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